Die Verachtung des Eigenen
Ursachen und Verlauf des kulturellen Selbsthasses in Europa (2012)
Gebunden, 246 Seiten
Edition Antaios, Schnellroda 2012;
2. deutlich verbesserte Auflage,
brosch., 367 Seiten
Verlag Antaios, Schnellroda 2019.
Was ist das Besondere an der geistigen Entwicklung des Abendlandes? Welche Antriebe lagen diesem Kulturkreis zugrunde, die ihn von anderen unterschieden und ermöglichten, dass sich das christliche Europa beinahe 500 Jahre lang fast konkurrenzlos als Weltgestalter behaupten konnte?
Im »kulturellen Selbsthass« steckt die vielleicht wirkungsmächtigste Kraft, die das Abendland zum Ausgangspunkt fast aller weltbewegenden Ideen und Erfindungen hat werden lassen und der Grund dafür, warum es bis zu seiner Selbstzerstörung im 20. Jahrhundert nie zur Ruhe gekommen ist. Denn Unbehagen ist der Feind der Genügsamkeit. – Wie aber entstand dieses Unbehagen an sich selbst und das an der Kultur? Warum war es in erster Linie ein negativer Impuls, der den europäischen Geist formte und vorantrieb? Wie haben Weltschmerz und Pessimismus auf den kulturellen Werdegang Europas gewirkt, und warum waren es hauptsächlich deutsche Dichter und Denker, die auf diesem Gebiet vor allen anderen Nationen reüssierten?
Entgegen mancher Lesart handelt dieses Buch nicht vom »Untergang«! Dass das Abendland seine Dominanz in der Welt verloren hat, ist bekannt und bedarf keiner Betonung mehr. Deshalb sollen hier nun mögliche Gründe für die Entwicklung des Abendlandes aufgezeigt werden, die bislang kaum Beachtung fanden: weil das Abendland auf zwei »adoptierten« Kulturen basierte (Antike/ Christentum), blieb es »bodenlos« und mit sich selbst ständig in Spannung. Die sich global vereinheitlichende Welt des 21. Jahrhunderts löst das Abendland als Phänomen allmählich ab, wodurch auch der abendländische Furor, dem es seine kulturellen Leistungen verdankte, gleichsam schwindet. Das ist der Zustand der Gegenwart, der jene kulturelle Verunsicherung und Selbstverachtung in Europa erklärt, die sich seit ein paar Jahrzehnten immer deutlicher beobachten lässt.
INHALT
Eingang
Erstes Buch
1. Kapitel
Technische Innovation im Abendland, in Arabien und China. Das Besondere am Abendland. Der agonale Charakter. Utopien. Vom Zweifeln und Verzweifeln. Immer neue Pubertäten. Verschiedene Entwicklungen trotz ähnlicher Bedingungen. Von der Fruchtbarkeit fremden Wissens.
2. Kapitel
Das Erbe: vom Mythos zum Logos. Thales, Milet und die Ionier. Verschleierung versus Sophismus. Sokrates und Jesus. Asebie. Platons Demokratiekritik. Vom Platonismus zum Christentum. Pascals Ringen um Glaube und Vernunft. Verstörendes am Christentum. Die Bedeutung der Angst.
3. Kapitel
Die Vision eines freien Willens. Vom Handeln. Wie man spricht, denkt man. Kulturelle Okkupation. Kontinuitätsbruch im Abendland. Zwei gegensätzliche Reformer: Erasmus von Rotterdam und Martin Luther. Wandernde Dichter und Gelehrte: Francois Villion und Peter Luder. Kulturarroganz. Minderwertigkeitsgefühl der deutschen Humanisten.
Zweites Buch
1. Kapitel
Die Verachtung des Weibes. Natur und Kultur. Geschlechterdifferenz als Ursache des kulturellen Selbsthasses. Über das Dämonische der Sexualität. Prinzip der Gegensätze. Mythos vom »Mutterrecht«. Pathologie und Vernunft.
2. Kapitel
Vergeschichtlichung des Lebens. Graben nach Vergangenem. Die Bedeutung des Altertums. Nochmals Sehnsucht nach Vollkommenheit. Gotik als Vorstufe des Abendlandes. Historismus als dessen Ausgang. Jüdischer, römischer und deutscher Selbsthass. Verabsolutierung von Geist und Wort. Das hündische Kriechen vor den Begriffen.
3. Kapitel
Heimweh. Heimatlosigkeit durch »Kulturverlust«. Nationalismus und Romantik. Hölderlins Fremdheit. Wandel des Raumgefühls im Abendland. Heimatlos – einsam – frei. Aus der Leere in die Totalität. Vom Freundschaftskult zum Kampfbund. Sklaverei in Antike und Abendland. Zweckrationalität versus Wertrationalität. Instrumentalisierung von Geschichte. Anfänge des Nihilismus.
Drittes Buch
1. Kapitel
Vom anhaltenden Bedürfnis, religiös zu sein. Kirche, Schuldritual und Zynismus. Philosophischer versus religiöser Typus. Der Erfolg »linken« Denkens: das Ressentiment im Aufbau der Moralen. Blindheit in eigener Sache. Die Funktion der »Sünde«. Wahn-Sinn und Vernunft.
2. Kapitel
Verachtung der Moderne: Vermassung, Amerikanisierung, Technokratie. Die Verdammten dieser Erde. Von der Entkolonisierung bis zur RAF. Expressionismus als Mentalität. Wille zur Wahrheitssuche versus Erziehung zur Lüge. Foucault. Das Wesen »organischer Verlogenheit«. Vom »Wahrheitshass« moderner Gesellschaften.
3. Kapitel
Das politisierte Tabu. Sex und Nazis. Funktionale Diabolisierung. Der dritte »Brudermord«. Kampf, Dichtung und Gebet. Soziale Entropie. Renaturalisierung. HipHop und Heidegger. Rückkehr des »Affen«. Einrichten in der Haltlosigkeit.
4. Kapitel
Vom verinnerlichten Deutschenhass. Selbstvernichtungstendenzen und »Rassismus«-Phobien. Von der Weltverbesserungs- in die Beliebigkeitsbarbarei. Nach dem Nihilismus. Die Psychologie der kollektiven Verachtung. Opferung des »Volkstums«. Anatomie der »antifaschistischen« Staatsdoktrin.
Ausgang
Auswahl der verwendeten Literatur
Anmerkungen